Wie kann sozialwissenschaftliche Forschung auf planetare Belange ausgerichtet und umsichtig gestaltet werden? Zwei aktuelle Beiträge in Science & Technology Studies widmen sich dieser Frage mit Blick auf unterschiedliche Fälle: Konferenzmobilität einerseits und dezentrale soziale Medien andererseits.

Auf den Zug aufspringen

In Fieldnotes on FlyingLess Conferencing besprechen wir unsere unterschiedlichen Erfahrungen als Zugreisende zur EASST-Konferenz in Madrid. Es waren teils lange Fahrten durch Europa, Stopps eingeschlossen. Aber es ist möglich, in Europa ist das Flugzeug nicht alternativlos, selbst wenn es die zerstreute Infrastruktur einem nicht immer einfach macht.

Ein Zitat aus unserem Text (d.h. von Vanessa Ashall, Tobias Held, Stefan Laser, Julie Sascia Mewes, Mace Ojala, Nona Schulte-Roemer, Robert Smith, Richard Tutton, Sine Zambach):

Initiatives such as Flying Less and podcasts by the Oxford University Flyingless Group provide information, discussion and practical suggestions on how we as individual academics can alter our practices, but also how to challenge our institutions and professional associations. There are also discussions on how to organise conferences in hybrid or hub-like formats to reduce travel activities. For the recently held EASST 2022 conference in July, some delegates decided to journey by long-distance train across Europe to reach Madrid. As one would expect from a group of STS scholars, this was not done without some appreciation of the sociotechnical challenges involved and of course with that long standing commitment of our field that ‘things could be otherwise’.

Den Vogel abschießen

Digitale Kommunikation ist zu einem Grundpfeiler akademischen Austausch geworden, intern wie mit Medien und Partnern. Im Herbst und Winter 2022 hat Twitter bzw. Elon Musk Aufmerksamkeit erregt. Die “Birdsite” ist nicht mehr dieselbe, nunmehr ist sie zu einer rechten Agitationsplattform geworden, mit dubiosen blau-beflaggten Accounts, die den Diskurs an sich reißen. Aber es geht auch nicht ohne soziale Medien, zumindest ist es sinnvoll, andere Formen der Partizipation zu erkunden. Mit dem Fediverse, Mastodon und anderen beliebten Applikationen wie PeerTube und Calckey wächst eine veritable Alternative an, die für STS-Forschende von äußerster Relevanz ist.

Wir haben den Zeitpunkt und Diskussionen auf Twitter und Mastodon genutzt, um über Plattform-Design und ein “Anders” nachzudenken.

Ein Zitat aus dem Beitrag von Stefan Laser, Anne Pasek, Estrid Sørensen, Mél Hogan, Mace Ojala, Jens Fehrenbacher, Maximilian Gregor Hepach, Leman Çelik, Koushik Ravi Kumar:

What kinds of worlds are not probable but possible from the ruins of Twitter? Mastodon might not be the next big thing. Yet it is an exciting network that many people are experimenting with and, for STS scholars, offers entry points to learn through practical engagement. Perhaps more important than Mastodon per se is the idea of othernets (Dourish 2017 chapter 7); the internet we have is not a necessity, and might take a very different shape and feel different based on new collectivities. If Mastodon has a less devastating impact on the environment, what else about our internet can we change, or make a case for changing?

Bei solchen Initiativen bleibt es entscheidend, von individueller Verantwortung wegzukommen, um strukturelle Abhängigkeiten und kollektive Mobilisierung zu besprechen. So tut es etwa auch die low-carbon research method group. Ich werde diesen Blog nutzen, um eigene Erfahrungen mit Forschungspraktiken und materiellen Infrastrukturen zu diskutieren.